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NEIL YOUNG & Crazy Horse
Frankfurt, Festhalle

Als er 1996 zusammen mit Crazy Horse das letzte Mal in Deutschland auftrat, war ich auf Kreta und ärgerte mich schwarz, daß ich nicht dagewesen bin, denn er macht nicht sonderlich viele Abstecher nach Europa und so mußte ich 5 Jahre auf meine nächste Chance warten.... diese aber nutzte ich genauso wie etwa 9.000 Fans in der proppenvollen Frankfurter Festhalle, auch wenn die Tickets mit über 90,--DM (Stehplätze) und noch einiges mehr für die Sitzplätze sehr teuer waren und sich der allgemeinen Preishysterie angepaßt haben. Zunächst mal gab´s eine Vorgruppe, deren Name ich noch nie gehört, geschweige denn ihn mir gemerkt hätte, denn obwohl die von einem kahlköpfigen Schwarzen gut vorgetragenen Songs ganz nett waren (so eine Mischung aus Doors und Blues-Rock), dachte ich daran, daß bei allen Konzerten eigentlich die Black Crowes spielten, nur in Frankfurt, beim Tourauftakt nicht, shit happens. Nun ja, nach 45 Minuten war´s vorbei (ich hatte, das nur nebenbei, auch schon wesentlich schlechtere Vorgruppen gesehen) und nach weiteren rund 30 Minuten Umbaupause ging´s los: Neil Young und seine langjährige Band Crazy Horse betraten die Bühne und was da an Gitarrensound losbrach, läßt sich nur schwer in Worte fassen – ich kann mich nicht erinnern, in über 20 Jahren voller Hardrock- und Metalkonzerte jemals eine solche GITARRENWAND vernommen zu haben, das war umwerfend und brach aus den Boxen wie eine Dampfwalze, gnadenlos verzerrt, gnadenlos laut und gnadenlos fett, dazu fantastisch ausgesteuert, so daß es am Tag danach auch keine pfeifenden Ohren gab. 35 Minuten lang donnerten Young & Crazy Horse ein dröhnendes Soundpaket ins volle Rund, wobei „Love and only love“ mit über 10 Minuten und ausuferndsten Gitarrensoli einen ersten Höhepunkt darstellte, ich hätte Young und Crazy Horse-Gitarrist Frank Sampedro stundenlang bei ihren Breitwand-Riff-Attacken zuhören können, das war zentnerschwer, pfeilschnell und melodisch zugleich, schlicht fantastisch. Danach gönnte er sich und den Fans eine kleine Ruhepause und spielte etwa 35 Minuten lang Klassiker aus seinem akustischen Material, „Old Ways“, „From Hank to Hendrix“ oder „Pocahontas“ wurden lauthals bejubelt und ließen einem mit dem durchdringenden Harmonika-Spiel ein ums andere Mal einen Schauer über den Rücken laufen, klasse! Bei „Mother Earth“ setzte er sich dann schräg in die Ecke mit dem Rücken zum Publikum (!) an eine Kirchenorgel und leitete den Übergang zum abschießenden 50-minütigen Teil ein, der wieder Gitarrenpower vom Derbsten und Feinsten bot und Klassiker wie „Hey Hey, My My“ oder „Powderfinger“ brachte, die von den Fans begeistert mitgesungen wurden; ich würde diese beiden Songs zusammen mit den akustischen Sachen und „Love and only Love“ als die Höhepunkte des Konzerts bezeichnen und nochmals darauf hinweisen, mit welch GIGANTISCHEM Gitarrensound diese Brecher ins Publikum geblasen wurden. Als Zugabe folgte dann noch ein bestimmt 15-minütiges „Like a Hurricane“ und bildete den letzten Höhepunkt einer geilen Show, voller Rückkopplungen, mit fetten Riffs und Gitarrenduellen ohne Ende, solange, bis die Bühne im Dröhnen der Gitarren versank und man meinte, jetzt würde dann gleich auch noch die ganze Halle in die Luft fliegen, so ging´s da am Ende ab. Neil Young & Crazy Horse waren an diesem Abend mehr Metal als viele der sogenannten ach so harten Bands der Neuzeit und härter als es sich all diese dumpfen Hüpfmetaller oder Grunge-Idioten je vorstellen können (von denen Young als Gründer angesehen wird und dabei ist seine Musik über all die Jahrzehnte so weit von Soundgardenschem Dumpfbackengeschrammel entfernt wie all die Major-Mags von der Unabhängigkeit) und ich hab keinen Pfennig bereut. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum man mittlerweile einen Hunderter für die großen Bands hinblättern muß, denn die hohen Eintrittspreise schrecken die Fans nicht vom Kommen ab, schließlich gilt gerade die Gruppe ab 30 (na ja, bei Neil Young eher die ab 40, hihi) als die kaufkräftigste, denen diese Kohle nicht so sehr wehtut – dies soll die jüngste Preisentwicklung aber nicht entschuldigen, denn mittlerweile zahlt man bis zu 135,--DM (U2) oder gar 179,--DM (Madonna, uuaahhh) und ein Ende dieser Preisspirale scheint leider nicht in Sicht zu sein.....

Frank