THIN LIZZY, MSG
Karlsruhe, Festhalle Stutensee-Blankenloch

Aufgrund des großen Andrangs wurde der Gig von der eigentlich vorgesehenen Festhalle KA-Durlach (1.500er Halle) nach Blankenloch verlegt (ich wußte gar nicht, daß die überhaupt eine Halle haben....) und nachdem wir uns ziemlich weit nach vorne gestellt hatten (hier spielte Lizzy, die ich ´83 zum ersten und einzigen Mal gesehen hatte, und da konnte ich gar nicht weit genug vorne stehen!), erlosch gegen kurz nach Acht das Hallenlicht und der Abend begann mit einer Überraschung: Statt des angekündigten Glenn Hughes erblickte ich die weiße Flying-V und Michael Schenker samt Band betraten die Bühne! Weiß der Teufel, warum Hughes nicht spielte, viele, mit denen wir sprachen, hätten ihn gerne gesehen, aber mit dem Opener „Armed and ready“ (jaaaaaaa!!!!) war alles vergessen: Schenker sah genauso aus wie auf dem Backcover der „Assault Attack“, kurze blonde Haare, schwarz gekleidet, dazu eine coole Sonnenbrille (!) und eben die weiße Flying-V, die als zweites sogleich den UFO-Hammer „Only you can rock me“ hinterherschickte und die Stimmung hochkochen ließ, geil. „Natural thing“ (auch von UFO) folgte und „Too hot to handle“ gab´s auch noch, bevor wir diverse Instrumentaleinlagen zu sehen und 3 Songs der letzten Studio-CD zu hören bekamen, die zwar nicht schlecht, aber auch nix Besonderes waren. „Lights out“ kam noch und mit „Attack of the mad axeman“ sowie „Into the arena“ und „On and on“ hatte er einige gelungene Überraschungen für uns 80er-Metal-Kids auf Lager, die damals auf MSG schworen wie auf Saxon, Maiden oder Priest. Leider gab´s keine Zugabe, „Doctor, Doctor“ oder „Rock Bottom“ kamen nicht und Enttäuschung machte sich breit. Insgesamt aber ein guter Auftritt, bei welchem man den Sänger ein wenig nach hinten gemischt hatte, da er nicht sooo toll bei Stimme war....Und dann kamen sie. Meine Faves seit langer Zeit, für die ich auch nach Hamburg gefahren wäre, wenn dort das einzige Konzert stattgefunden hätte: John Sykes (sah noch genauso aus wie damals, lange blonde Haare, braungebrannt) spielte nicht nur Gitarre, sondern sang auch noch, und wie! Mit „Jailbreak“ ging´s los und danach reihte sich ein Lizzy-Klassiker an den anderen, „Don´t believe a word“, „The sun goes down“, „Cold Sweat“, „Still in love with you“ (mit fantastischem Solo von Sykes, so was Geiles hatte ich lange nicht mehr gehört), „Waiting for an alibi“, „Are you ready“, „The boys are back in town“, „Massacre“, „Emerald“ „Cowboy Song“ (KLASSIKER!!! Welch Melodien...), es war so schön, ich wünschte, es hätte nie aufgehört. Scott Gorham und Sykes hatten eine Riesenfreude am euphorischen Publikum in der vollgestopften 2.000er Halle und spielten die Lizzy-typischen Doppel-Leads genau auf den Punkt, Darren Wharten (ein weiteres Lizzy-Original seit 1980) hielt sich am Keyboard ein wenig zurück (bei „The sun goes down“ stand er dann im Vordergrund) und Basser Marc Mendoza verrichtete seine Dienste so, daß man jederzeit bemerken konnte, wie viel Spaß ihm das alles machte. Ein Drum-Solo der Extraklasse gab´s dann noch von Ex-Ozzy-/Whitesnake-Drum-Gott Tommy Aldridge, bei dem er die halbe Zeit über sein Schlagzeug wie weiland John Bonham (Led Zeppelin, nur für die Banausen, gell) mit bloßen Händen bearbeitete. Nach 60 Minuten ließ sich die Band dann (gnädigerweise...) zu Zugaben bitten, die zeigten, wie gut diese Jungs als Musiker sind: Sykes fragte nämlich einfach ins Publikum, was wir denn hören wollten und spielten auf Zuruf (STOP: Wieder mal sind wir froh um unseren guten Kontakt zu Blind Guardian, denn Marcus, ebenfalls absoluter Lizzy-Fanatiker, setzte mich davon in Kenntnis, daß es mitnichten Songs auf Zuruf gab, sondern Ansagen und Songreihenfolge so gut wie identisch mit der Japan-Do-CD „The boys are back again“ gewesen sind – thanks, so kann man sich täuschen....)! So kamen wir noch in den Genuß von geilsten Lizzy-Klassikern vom Schlage „Rosalie“ oder „Suicide“, bei welchem Sykes zwar eine Saite riß, was aber niemanden so recht störte, weil einfach alles stimmte an diesem Abend (daß der Sound sich dem anpaßte, war selbstverständlich, nicht zu laut und schön differenziert). Während „Rosalie“ stellte er die Band noch einmal einzeln vor und vergaß auch nicht, den „King of Rock’n’Roll“, „ohne den das alles hier nicht möglich wäre“ vorzustellen, Phil Lynott, und alle Hände reckten sich jubelnd nach oben, ganz weit Richtung Hallendecke, und ich war mir sicher, daß er irgendwo da oben bei uns gewesen ist und wie stets cool gelächelt und das alles sehr genossen hat, was seine musikalischen Ziehsöhne Sykes und Wharton sowie sein Dauerbegleiter Gorham so alles im Gedenken an ihn fabrizierten (Sykes hatte auch gleich zu Beginn „jede Minute dieses Konzerts“ Lynott gewidmet, was ich sehr schön fand). Nach 90 Minuten war Feierabend, aber ich bekam noch einen Song zu hören, mit dem ich nie gerechnet hätte: Auf Zuruf spielten sie einen der geilsten Lizzy-Songs aller Zeiten: „Black Rose“!!! Während der Irish-Folk-bestimmten langen Solopassagen, bei der sich Sykes und Gorham brilliant duellierten, hatte ich tatsächlich Tränen in den Augen, weil ich mich selten so berührt gefühlt und zugleich so über einen Song gefreut hatte.

Meine persönliche Zugabe
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Ich hatte von zuhause die englische Erstpressung der „Thunder and lightning“-LP mitgebracht (mit Klappcover und zusätzlich enthaltener Live-EP, Danke nochmals an zwei Personen, die mir das Ding, nach dem ich 10 Jahre lang gesucht hatte, geschenkt haben und die uns vor kurzem so sehr enttäuschten, you know who you are, Giants... ), die ich nach dem Gig aus dem Wagen holte und mich mit rund 15 anderen Die-Hard-Lizzy-Fans in die kalte, windige Nacht stellte, um Autogramme zu ergattern. Wir schlichen uns dann zum Hinterausgang und stellten uns vor eine Tür, die den Ausgang bedeutete und gleichzeitig zur Bühne und Backstage führte. Und tatsächlich, Sykes und Wharton erschienen und wurden schier überschwemmt von allem möglichem, was sie unterzeichnen sollten, von Eintrittskarten über eine irische Flagge mit schwarzer Rose in der Mitte (!), die schon jede Menge Autogramme zierten bis hin zu Büchern, CD-Booklets und einer Gitarre (!) war alles dabei und ich kam bei dem Gedränge erstmal nicht zum Zug. Aber dann, die Tür öffnete sich wieder und Scott Gorham erschien, euphorisch bejubelt von uns allen und unterschrieb solange, bis jeder ein Autogramm hatte; dabei lachte er und unterhielt sich mit jedem einzelnen ein wenig (!!), ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Ich war völlig baff, als er meine LP nahm und signierte und ich meinte nur „You rule, man!“, woraufhin er lachte und mir auf die Schulter klopfte. Gegen 23.30 Uhr war der Gig zuende gewesen und etwa gegen 01.15 Uhr (ich hätte die ganze Nacht gewartet, wenn es hätte sein müssen...) kam Darren Wharton mit einer Gepäcktasche in der einen und einem Pilsglas in der anderen Hand. Ich ging ihm nach und fragte ihn, ob er mir ein Autogramm geben würde. „Sure!“ meinte er lächelnd, stellte sein Glas auf den Boden, ich klappte die LP auf, hielt die Hand als Unterlage dahinter und er unterschrieb. Ich ging mit ihm zum Bus und sagte ihm, wie sehr mir die letzte Dare „Calm before the storm“ gefallen hätte (Whartons eigene Band, bei der er als Sänger in Coverdale-Richtung fungiert, feinster AOR im übrigen) und er fragte mich nach den Songs, die mir am besten gefielen („Silence of your head“, „Crown of thorns“, der Titelsong, ich zählte sie ihm beinahe alle auf...). Ich fragte, ob es denn eine neue Dare-CD geben würde und er meinte, daß es im März soweit wäre. Jetzt brauchte ich noch ein Autogramm von John Sykes, dann hatte ich alle 3 Mitwirkenden an der mitgebrachten LP zusammen (Drummer Brian Downey fehlte leider, er hat auch eine eigene Band und gerade eine neue CD am Start), was ich Wharton sagte und er meinte, ich solle einfach mitkommen, Sykes wäre am Bus. Kult, ich ging mit ihm zum Bus und da stand er mit zwei Fans. Ich verabschiedete mich von Darren Wharton und ging zu Sykes, der meinte, er hätte nicht so gut Gitarre gespielt heute abend, woraufhin ich ihm sagte, daß er nicht nur ein verdammt guter Gitarrist sondern auch ein ebensolcher Sänger wäre, was ihn sichtlich freute. Er zückte einen silbernen Stift und unterschrieb auf seinem Bild im Innencover. Ich fragte ihn, ob wir die Band denn wiedersehen würden und er meinte, das könne er mir garantieren! Er drückte mir die Hand und meinte, es wäre nicht zu fassen, was die Leute alles an Lizzy-Utensilien angeschleppt hätten, nur damit sie unterschreiben könnten und er bedankte sich bei mir für all die Begeisterung, die Leute wie ich noch immer für die Band empfinden würden.

Ich spielte mit dem Gedanken, einen Abdruck meiner rechten Hand machen zu lassen, denn diese hatte die Hand von John Sykes geschüttelt, es war so dermaßen schön an diesem Abend, daß ich noch lange darüber nachdachte und den ich wohl ebensowenig vergessen werde wie den Gig beim 83er-MOR in Kaiserslautern, bei welchem ich dem vorletzten Konzert in der Geschichte Thin Lizzys beiwohnen durfte.

Hey Phil, your gang still rules!!!

Frank