Frankfurt, Festhalle

1982 war´s, da hatte ich Angus & Co. auf ihrer „For those about to rock“-Tour erstmals gesehen, auch in der Frankfurter Festhalle, und jetzt (nach einem weiteren Gig auf dem 84er MOR im Karlsruher Wildparkstadion – das unter Führung von Stefan Kuntz jetzt endlich wieder eine Festung ist!!!), 18 Jahre später (und weil ich keine Karten mehr für die Schleyerhalle in der verbotenen Stadt bekommen hatte), sollte ich die Band an gleicher Stelle wiedersehen. Zuvor allerdings gab es die gewohnt peinliche Darbietung einer Vorgruppe: Fragt mich nicht, wie sie hieß, kein Mensch wußte das, es war auch nirgendwo zu lesen, ich bekam aber schon ein schlechtes Gefühl, als ich die Typen einlaufen sah: Der Sänger im Kapuzenpullover (Kapuze natürlich über den Kopf gezogen) und der Gitarrist mit Kappe und der völlig lächerlichen „Ich trage meine Hosen 23 Nummern zu groß“-Attitüde, die viele Rap-Kinder und Viva-Moderatorendumpfbacken bevorzugen. Ich sollte Recht behalten, was meine Ahnung anging, denn die Truppe ohne Namen bot katastrophal-langweiligen Schrammelgitarren-Rock, der Sänger hatte wie der Gitarrist nicht eine einzige Melodie zu bieten und schon nach 2 Songs wurde die Menge unruhig und die ersten Bierbecher flogen auf die Bühne. Nach dem dritten Titel wurde gepfiffen und die Band dermaßen lautstark ausgebuht, daß ich mich dabei ertappte, Mitleid mit den Kiddies da oben auf der Bühne zu haben, die so völlig danebenbesetzt waren und ein totales Desaster erlebten. „Nur noch 3 Songs“ kündigte der Sänger an (ich nehme mal an, es waren Amis?!) und der einzige Beifall des Abends brandete auf, bevor es auch nach dem nächsten Titel wieder Buhrufe und ein gellendes Pfeifkonzert gab und erneut Becher in Richtung Sänger flogen. An dieser Stelle stellt sich mir wie so oft bei großen Konzerten die Frage, warum Vorgruppen so oft so dermaßen stilfremd besetzt werden: Ich kann mir 2 Gründe vorstellen, zum einen wird zwar das Publikum unruhig, freut sich aber noch mehr auf die Hauptband, wegen der man eigentlich gekommen ist bzw. es wird keine Begeisterung aus der Menge „abgezogen“, wenn eine Vorband scheitert und zum anderen sorgt man so gleichzeitig dafür, daß die großen Bands unter sich bleiben: Ich stelle mir vor, daß mal eine Band wie Iced Earth im Vorprogramm einer solch massiv erfolgreichen Band wie AC/DC oder Maiden auftritt, die würden ohne Ende abräumen und könnten so in breitem Rahmen auf sich aufmerksam machen und CD´s verkaufen, da der Großteil der Fans die Band nicht kennt; solange aber (mit Absicht, wie ich mal annehme) Vorbands mit Absicht „gegen den Stil“ besetzt werden, muß man sich auch nicht wundern, wenn die großen Bands unter sich bleiben und keiner aus dem stilverwandten Nachwuchs den Sprung nach oben schafft, weil sie eben nie die Chance bekommen, sich der breiten Masse zu präsentieren. Nach 25 Minuten war´s dann zum Glück vorbei und nach 45 langen Umbauminuten war es dann soweit (zwischenzeitlich ging sicher 20x die Laola durchs weite Rund, „Angus, Angus“-Sprechchöre hallten wie im Fußballstadion durch die proppenvolle Festhalle, eine Stimmung, wie ich sie noch nie erlebt habe, das sei an dieser Stelle auch mal erwähnt, grandios!): Das Licht verlöschte und der Lärmpegel der Fans wurde schier unerträglich, als Angus sofort auf die Bühne kam und die Band mit „You shook me all night long“ gleich einen tollen Einstieg fand. Der Sound war perfekt (wenn auch bei den hohen Passagen von Brian Johnson ein bissel verzerrt, weil zu laut – oder werde ich doch alt?) und die in 2 Hälften unterteilte Halle (in die vordere Hälfte ragte ein Laufsteg hinein, dahinter war abgesperrt, danach folgte dann der Rest der Stehplatzbesucher) flippte völlig aus: Links und rechts des Laufstegs war die Masse nur am Hüpfen und Klatschen, von oben (ja, ich war ein Sitzplatzschwein, kann aber ehrlichen Gewissens sagen, daß ich wirklich Stehplatzkarten am Telefon bestellt hatte!) sah das sooo gut aus, echt gigantisch! „Stiff upper lip“ folgte und kam sehr gut (viel besser als auf CD) und sogar Raum für kleinere Überraschungen in Form von „Hell ain´t a bad place to be“, „Shot down in flames“ und „Bad Boy Boogie“ hatten die Jungs zu bieten! Wie bei AC/DC und den anderen großen Bands aber üblich, waren es die Klassiker, die die Halle zum endgültigen Ausrasten brachten: „Hells Bells“ (Brian Johnson rannte mit Anlauf auf die riesige von der Decke kommende Glocke zu, sprang ans Glockenseil und schwang hin und her, während das Geläut vom Band kam), „Highway to hell“, „Dirty deeds done dirt cheap“, „Back in black“, „Thunderstruck“, „Whole lotta Rosie“, „The Jack“ (guter alter Bon Scott, R.I.P!!!), „Let there be rock“ (viel schneller gespielt als gewohnt – Angus rannte während des Solos ans Ende des Laufstegs in eine Art Kreis, der sich mit ihm mehrere Meter nach oben erhob, während er sich auf den Rücken fallen ließ und wie ein Wahnsinniger  auf dem Rücken drehte) und als Zugaben „T.N.T.“ und natürlich „For those about to rock“: Zu Beginn des Songs erschienen links und rechts oberhalb der Drums je 3 riesige Kanonen und fuhren langsam nach vorne und als die Stelle kam, an der es losging, brüllte die ganze Halle „FIRE!“ und die Dinger bliesen einem das Gehirn raus! Nach den letzten Schlägen regnete es Millionen goldene Papierschnipsel ins rasende Publikum, ein tolles Bild, das ich so schnell nicht mehr vergessen werde! AC/DC spielten 2 Stunden, Angus und Brian Johnson machten die Show (während „Bad Boy Boogie“ ließ er wie gewohnt die Hosen runter, auf dem Drumpodest mit dem Rücken zum Publikum stehend und entblößte NICHT seinen nackten Hintern sondern weiße Shorts mit Deutschland-Fahne, hihi), während man bei Cliff Williams und Malcolm Young nur aufgrund der Tatsache, daß sie ein Instrument spielten, sicher sein konnte, daß sie wirklich am Leben waren, ihr Bewegunsradius betrug nicht mehr als 2 Schritte. Insgesamt muß ich sagen, daß ich schon lange nicht mehr so viel Spaß und Freude an einem Konzert hatte, die positive, hemdsärmlige Ausstrahlung der Band ist einfach klasse und eine Stimmung wie an diesem 25.10.00 habe ich wirklich noch nie erlebt, und das will nach 20 Jahren Konzertbesuche wirklich was heißen. Wenn es etwas zu meckern gab, dann waren das die wirklich extremen Eintrittspreise (wir hatten 90,--DM bezahlt, dazu dann noch 6,--DM Gebühren und schon war der Hunderter beinahe weg, dazu dann Shirts für 50,--DM in der Halle), da scheint irgendwann die Grenze erreicht zu sein – bezahlen werden das aber nicht AC/DC oder Maiden, sondern die kleinen Bands, deren Konzerte sich bald niemand mehr leisten kann, weil man eben doch immer noch zu zehntausenden zu den Etablierten rennt (AC/DC mußten in Frankfurt (10.000), München (ich schätze mal 12.000 für die Olympiahalle) und Stuttgart (12.000) sogar Zusatzkonzerte dranhängen, weil die Tickets sofort vergriffen waren). Dies sollte zu denken geben, auf der anderen Seite sehe ich es ja an uns: Wenn ich eine der alten Bands sehen will, dann zahle ich, wenn auch widerwillig, am Ende sind die Konzerte dann stets so genial und stimmungsvoll, daß mir das Geld egal ist (schaut euch mal die Ticketpreise der Stones an!). Nur können WIR auch die kleinen Gigs besuchen, viele andere nicht – dies ist bedenklich und schade für viele wirklich gute kleinere Bands, die darunter leiden müssen.

Frank